Schmutziges Druckergeschäft


Kaum irgendwo ist die "digitale Transformation" so erfolgreich verlaufen wie im Bereich der Fotografie. Es hat weniger als zwei Jahrzehnte gedauert, bis die Fotografie quasi komplett auf digital umgestellt war. Besondere Anreize waren dazu nicht erforderlich, denn die Vorteile der digitalen Fotografie, verglichen mit den herkömmlichen, chemischen Verfahren [1] sind zu offensichtlich.

Dennoch lief der Prozess keineswegs schmerzfrei ab, denn er war mit einem gigantischen Wertverlust verbunden. Ich kann auf keine verlässlichen Schätzungen zurückgreifen, aber ich denke, es ist nicht zu hoch gegriffen, wenn wir einen dreistelligen Milliardenbetrag ansetzen. Milliarden, die in Fotogeräten stecken, welche nun allenfalls in den Vitrinen von Sammlern oder auf Dachböden verstauben. Diese Verluste taten weh, und was an ihre Stelle getreten ist, ist technisch gut, aber im Grunde moderne Massenproduktion. Produkte, die schon nach wenigen Jahren für die Tonne bestimmt sind. Und entsprechend konstruiert werden.

Dieser Wertverlust äußert sich auch in den Ergebnissen der Fotografie, nämlich den Fotos. Kameras in Form von Smartphones, die praktisch jeder zu jedem Zeitpunkt zur Hand hat, erzeugen eine unvorstellbare Flut von Bildern, die einerseits eine hohe Qualität aufweisen, andererseits wegen der Fülle zur wertlosen Massenware verkommen und - durchaus logisch - zuhauf gelöscht werden oder einfach mit dem Smartphone weggeworfen werden. Wenn ich von einer hohen Qualität spreche, dann ist damit die rein technische Qualität gemeint, also Bildschärfe, Farbgebung nach allgemein vorherrschender Vorstellung usw. Gestaltungsmomente, die den Wert der Aufnahmen erhöhen würden, gibt es praktisch nicht, zumindest nicht beim Smartphone. Gestalterische Schärfentiefe, das Spiel mit der Perspektive oder dem aussagekräftigsten Bildausschnitt - Fehlanzeige.

Auch wenn das Smartphone mittlerweile der mit Abstand am häufigsten benutzte Kameratyp ist, so gibt es ja (noch) richtige Kameras, also solche, mit denen man schon bei der Aufnahme ordentlich gestalten kann. Sicher, sie lassen sich nicht in der Westentasche verstauen, aber sooo schwer und klobig sind sie auch wieder nicht. Doch selbst bei diesen hervorragenden Geräten besteht die Gefahr der Produktion von massenhaftem Ramsch. Fotografie, die Zufallsprodukte zuhauf erzeugt. Zufallsprodukte, bei denen das eine oder andere Bild durchaus eine Bedeutung haben kann, auch wenn es nicht beabsichtigt oder geplant ist. Bedeutung, die erst bei der Sichtung der Bilderfülle hineininterpretiert wird.

Immerhin ist also mit 'richtigen' Digitalkameras Gestaltung noch möglich. Solche bewusst gestalteten Fotos lassen sich sehr gut aus der Flut der vergänglichen Massenprodukte bergen, indem sie gedruckt werden. Die Digitalfotografie bietet alle Möglichkeiten, solche Fotos so aufzubereiten, dass sie perfekt im Druck erscheinen. Damit ist nicht gemeint, dass das Material nach Belieben verfälscht werden darf, aber hinsichtlich der Gestaltungsmöglichkeiten gibt es eine enorme Fülle von sauberen Mitteln. Und wenn dann das Bild noch auf edlem Fotopapier gedruckt wird, können regelrechte Kostbarkeiten entstehen.

Es leuchtet ein, dass man dazu keinen der herkömmlichen Billigdrucker (auch kein Multifunktionsgerät) verwenden kann. Gute Fotodrucker arbeiten mit 8 oder 10 verschiedenen Tinten, und es empfiehlt sich außerdem, Tinten auf Pigmentbasis zu verwenden, da diese wesentlich lichtbeständiger sind. Auch die Formatfrage sollte großzügig beantwortet werden. Din-A3-Bilder sollte der Drucker schon hergeben, besser noch Bilder im erweiterten A3+-Format.

Doch beim Drucker beginnt der Schlamassel. Es gibt Drucker, die zu einem vernünftigen Preis (700-1000 Euro) hervorragende Ergebnisse liefern, aber das Druckergeschäft an sich ist durch und durch dreckig, und das gilt für quasi alle Hersteller. Da werden Originaltinten verlangt, die zu einem skandalös überhöhten Preis vom Hersteller zu beziehen sind. Nahezu jeder Drucker verlangt seine eigenen Tintenpatronen. Es gibt sogar Drucker, deren Verwendung auf Original-Druckerpapiere des Herstellers abgestimmt sind, die jedoch im Vergleich zu Papieren von spezialisierten Fremdherstellern deutlich zurückfallen. Hinzu kommt noch, dass bei dem überhitzten Innovationstempo in immer kürzeren Abständen neue Modelle herauskommen, was wiederum zu einem unüberschaubaren Angebot und entsprechend kurzen Servicespannen führt. Bereits nach 5 Jahren kann ein Drucker als irreparabel erklärt werden, weil der Hersteller keine Ersatzteile mehr bereit hält.

Hier nun meine eigenen Erfahrungen. Ich habe im Laufe der letzten Jahre mit zwei Fotodruckern gearbeitet. Der erste war ein Epson Stylus R3000. Die Ergebnisse waren gut bis sehr gut. Gelegenliche Abstriche gab es bei Fotos mit geringen Farbkonstrasten; hier zeigten sich Farbstiche, die nur mit Mühe kompensiert werden konnten. Die Farben waren sehr teuer, aber die Patronen waren einigermaßen geräumig. Der Druckertreiber erlaubte flexibles Arbeiten, war allerdings nicht ganz einfach zu bedienen. Alles in allem ein vernünftiges Gerät.

Mit demselben Druckermodell arbeiteten auch zwei meiner Fotofreunde, die ihre Geräte ein oder zwei Jahre vor meinem Kauf erstanden hatten. Groß war ihr Entsetzen, als ihre Geräte nach sechs- oder siebenjährigem Gebrauch fast zeitgleich ihren Dienst versagten, und zwar so gründlich, dass ihr Bemühen um eine Reparatur erfolglos blieb. Mein Drucker arbeitete noch ein Jahr lang einwandfrei, bis auch er das Sterbealter der Drucker meiner Freunde erreicht hatte. Und siehe da: Der Abschied erfolgte kurz und schmerzlos. Ein Blatt A3-Papier, auf dem der Druck immer blasser wurde - die letzten Spuren von teurer Epson-Tinte.

Ich packte den Drucker ein, ermittelte eine von Epson unterstützte Servicewerkstatt und schickte das sperrige Teil dorthin. Zwei Tage später hatte ich ihn zurück, mit der lapidaren Bemerkung: "Gerät irreparabel, wegen nicht mehr lieferbarer Ersatzteile." Nun steht das wertlose Monster im Abstellraum, und darauf liegen Tintenpatronen im Wert von knapp 300 Euro, gleichfalls wertlos geworden. (Bei Druckern muss man ja immer einen kompletten Satz von Tinten vorhalten). Rat meiner Fotofreunde mit ähnlichen Erfahrungen: Nie mehr ein Teil von Epson. Nie mehr! Werde ich befolgen.

Als nächsten Drucker kaufte ich einen Canon imagePrograf Pro-300, mit dem ich zur Zeit arbeite. Ich will es kurz machen: Die Druckqualität ist excellent. Die Tinten sind sau-sau-sauteuer, kleine Patronen, die oft nicht mal eine Woche halten. Geradezu unverschämt der Druckertreiber, der darüber wacht, dass möglichst nur Canon-Papiere zum Einsatz kommen. Bei allen Glanz- oder Halbglanzpapieren ist das kein Problem, weil man dem Drucker mitteilen kann, es handele sich um Canon-Platin-Paier. Funktioniert gut. Aber bei matten Papieren wird es schwierig. Hier braucht man schon einige Tricks, um dem Drucker das edle Matt-Papier von Hahnemühle unterzujubeln. Eigentlich grotesk, ein solches Verhalten, wenn dahinter nicht ein widerliches Geschäftsgebaren steckte. Man stelle sich vor, ein Auto führe nur mit dem Originalbenzin des Herstellers, oder man sei gezwungen, die vom Hersteller lizensierten Straßen zu benutzen. Genau das ist die Situation auf dem Druckermarkt. Und nicht nur dort. Schmutzige Auswüchse eines globalen Marktes mit deutlichen Tendenzen zu Monopolisierung.


Nein, es ist nicht billig, das Ausdrucken von hochwertigen Bildern. Wer sich an einen Kopier- oder Druckladen wendet, bekommt die Bilder zu einem Bruchteil des Preises, der beim Selbstdrucken anfällt, und das noch in guter bis sehr guter Qualität. Wer also auf besonders lichtbeständige Farben oder ausgesuchte Papiere keinen großen Wert legt, sollte sich gar nicht erst einen Fotodrucker anschaffen. Andererseits können die Eigenprodukte regelrechte Kostbarkeiten sein, etwas, was man am liebsten nur mit weißen Baumwollhandschuhen anfassen möchte. Es ist so wie beim Schmuck: Auf der einen Seite echter, wertvoller Schmuck, auf der anderen Seite preiswerter Modeschmuck, der genau so hübsch aussehen kann wie echter Schmuck.


[1] Den Begriff "analoge Fotografie" möchte ich vermeiden, weil auch die Digitalfotografie an den wesentlichen Stellen auf analoge Verfahren zurückgreift. Beispiel Sensor, Beispiel Optik, Beispiel Lichtmessung.